Nach einem, für meine Reiseverhältnisse, späten Frühstück geht es noch einmal zu der „Patchwork-Ranch“, wo ich -wie gestern Abend vereinbart- ein „Uno“ gezeigt bekomme! Nein nicht von Fiat, der Uno ist ziemlich selten und es gibt in Deutschland nur 200 Stück davon. Einer steht hier. Extra für mich wir der Wagen aus der Ecke gezogen und ich nehme Platz. Es ist ein einsitziger offener Wagen mit drei Rädern und einem Moped-Motor an der Seite und einem Mofa-Lenker! Das interessante an diesem Modell ist, es gibt ein „Vorlegegetriebe“ und man kann durch Umschalten ohne Motorkraft und Benzinverbrauch einfach mit dem Lenker „pumpen“ um vorwärts zu kommen! Ich kannte bisher nur den „DDR-Krankenfahrstuhl“ Duo, aber so ein Fahrzeug wie hier zu sehen ist, hab ich noch nie gesehen!
Dann ist es 13:00Uhr und ich mache heute etwas ganz besonderes: Heute fahre ich mal „zurück“. Weil ich gestern direkt zu Lothar gefahren bin „muss“ das sein! In Neißeaue kann ich den nächsten markanten Punkt meiner Reise abhaken: Ich bin am östlichsten Punkt Deutschlands!
Direkt nördlich davon erreiche ich dann Görlitz. Dies ist die östlichste Stadt in Deutschland.
Hier fahre ich das Görlitzer Warenhaus an. Dies ist eines der besterhaltenen Warenhäuser aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Es ist im Jugendstil erbaut und wurde bis zum 15. August 2009 als Warenhaus betrieben. Die Stadt und eine Bürgerinitiative bemühten sich um eine Wiederbelebung des Kaufhauses, in dem 2012 nur eine Parfümerie untergebracht war. Im Jahr 2013 fand sich ein Privatinvestor, der die Einrichtung als Universal-Kaufhaus erhalten möchte, als sogenanntes Kaufhaus der Oberlausitz (KaDeO). Ein Haus mit richtiger Geschichte! Auch hier reicht es nur für einen Fotostop! Offen ist das Haus immer noch nicht. Noch wird innen renoviert! Die tollen Treppenaufgänge und Verzierungen an der Decke kann man aber durch das Fenster sehen!
Durch die Lausitz geht es immer entlang der der Neiße, der Grenzfluss zu Polen, nach Norden! Nördlich von Weißwasser, in Döbern, taucht plötzlich vor mir etne Glaspiramyde auf. Verdutzt setzte ich den Blinker um mir das anzusehen! Es handelt sich bei dem Gebäude um ein Shop eines Glasherstellers. Sieht fast aus wie der Eingang vom Louvre in Paris, einzig die Gläser sind verspiegelt und wagerecht angeordnet! Hier mache ich dann auch meine Mittagespause.
Lothar hat mir selbstgemachte Würstchen mitgegeben, die sehr lecker schmecken. Nachdem ich die „würzige“ Knoblauchwurst gegessen habe, bin ich fast froh, dass ich heute ausschließlich alleine fahren werde. Lecker war's trotzdem!
Gar nicht weit fahre ich nach Norden und schon sehe ich das nächste Interessante am Wegesrand, ein riesiges Loch in der Erde: Den Braunkohletagebau Jänschwalde! Die Anlage sieht ähnlich aus, wie die Braunkohlegrube in Garzweiler! Es ist schon beeindruckend und auch beängstigend, was der Mensch so aus der Erde macht.
Nun fahre ich durch Eisenhüttenstadt und Frankfurt an der Oder. Es geht viel geradeaus und auf einmal überlege ich, ob ich nicht heute einen „Kampftag“ mache und bis an die Ostsee fahre. Spätesten bei der Anfahrt auf Schwedt beschließe ich da noch weiter zu fahren! Ich hatte das Ziel nur auf der Karte ausgewählt, weil es halt mittig zwischen den beiden Stationen von gestern Abend und Morgen Abend lag. Aber die Silhouette der Stadt lässt nicht gute ahnen, es handelt sich wohl um eine Industriestadt. (Wer es besser weiß, darf mir gerne sehenswertes dort nenne, ich wollte einfach weiter...) Nun sind die Straßen einfach nur gerade und das fahren macht hier nicht wirklich Spaß. Oft „erwische“ ich mich, wie ich viel zu schnell über die langen Geraden fahre.
Nun habe ich festgelegt, dass ich bis Ueckermünde an das Stettiner Haff fahre. „Ankunftszeit 20:00Uhr“ meldet mir mein Navigationsgerät und dann kommt es aber anders als geplant. Zwischen Hintersee und Ahlbeck , zwei kleine Gemeinden durch die mich das Navi führt, gibt es eine Straße mit starkem „Offroad-Charakter“ . Selbst mit meiner Reiseenduro traue ich mich nicht schneller als 20km/h zu fahren. Zu groß sind die Schlaglöcher. Der Ort Ludwigshof scheint nur über diese Straßen an die „Außenwelt“ angeschlossen zu sein! Und das in Deutschland, hätte ich niemals vermutet! Eine schlechtere Straße bin ich selbst in Rumänien als auch im Baltikum noch nie gefahren!
Trotzdem komme ich passend zum Sonnenuntergang an den Strand von Ueckermünde! Die letzten Sonnenstrahlen genieße ich und dann ist es sofort bitter kalt. Das empfohlene „Bikerhotel“ aus meiner Motorradkarte ist zwar direkt am Hafen aber mir mit 86,-EUR (plus Frühstück) viel zu teuer. Ich werde heute sowieso nicht mehr bummeln gehen daher interessiert mich die Lage nicht wirklich! Also rufe ich bei einer im Hafen beworbenen Fahrradpension an und dort komme ich für 39,-EUR/Nacht incl. Frühstück unter.
Insgesamt bin ich nun heute 480 Kilometer gefahren und ich -bin mit 140 Kilometern- viel zu nah an meinem morgigem Zielort, wo ich bei einem motorradfahrendem Hotelier eingeladen bin!
Da ich heute einmal keinen Kontakt zu anderen hatte, was ich auch einmal genossen habe, gab es kein Geld einzusammeln. Einzig die 10,-EUR der Nachbarin aus Stützengrün, finde ich noch in meinem Tankrucksack -auf Nachfrage von Yvette! Danke für den Hinweis, die hätte ich sonst nicht zuordnen können!!!
Also schreibe ich heute nur 10,-EUR dem „Spendenkonto“ gut!