Gestern Abend bin ich dann noch ins Spargelhaus. Hier arbeiteten Chef und Chefin zusammen mit einer Helferin. Der Spargel wird gewaschen und dann wird mit einer Maschine der Spargel gleichmäßig ablängt, um den „holzigen“ Teil des Spargels abzuteilen, wie mir erklärt wird. Danach wird der Spargel nach Größe und Qualität -von Hand- sortiert. Nun weiß ich auch warum der Spargel so teuer ist! Nicht nur die Ernte sondern auch die Nachbearbeitung ist reine Handarbeit. Von wegenb, da verdient man sich ne goldene Nase mit! Hartr erarbeitet alles. Ein paar Handreichungen traue ich mich zu machen, aber ansonsten kümmere ich mich um den Hofhund, der ganz verrückt nach Streicheleinheiten ist!!!
Dann noch ein „Gute-Nacht-Bier“ mit Hans-Hellmuth und es ist schon wieder nach Mitternacht.
Das merke ich dann morgens auch. Ich schlafe bis 09:00Uhr, was für mich wirklich total lange ist. Immer werde ich um 05:30Uhr wach und lese dann oder stehe auf. Ich starte dann, nach dem obligatorischen „Gastgeber-Fotoshooting“ langsam Richtung Warnemünde. In Rostock am Stadthafen lege ich eine kurze Pause ein. Ich stehe direkt an der Stelle, wo ich früher schon einmal mit Freunden ein Segelboot übernommen habe, das wir gechartert hatten. Nun liegen die Yachten alle etwas näher am Meer, also etwas nördlicher!
In Warnemünde liegen gleich zwei Kreuzfahrtschiffe. Ich stelle mir mein Motorrad davor und mache Fotos..... tauschen mit denen an Bord, neee das möchte ich nicht. Auch wenn meine Reise total anstrengend ist und ich wenig Ruhe für mich finde, ne so möchte ich meinen Urlaub nicht verbringen. Allein die vielen kleinen Balkone, da sitzt man die die Hühner auf der Stange. Lieber setze ich mich auf mein Motorrad und blinzel leicht zum Himmel, der sich gerade beginnt grau zu färben. … genau im Westen, da will ich eigentlich hin. Entlang der Bäderstraße geht es durch Nienhagen, Kühlungsborn bis Wismar. Und von wegen „an de See gibt es keine Kurven“ ich bin mit der „Ausbeute“ zufrieden, auch wenn es keine Alpenpässe sind, das ist klar, so macht es doch Spaß hier zu fahren.
In Wismar parke ich direkt im alten Hafen und esse mir ein leckeren Backfisch im schlechten Brötchen (Markus du hattest Recht!) Dann lasse ich mich noch vor den Schiffen fotografieren.
Hinter Wismar beschließe, in Tarnewitz, droht der graue Himmel mit so viel Regen und an der Straße steht ein Schild vor dem Cafe, auf dem mit selbst gemachtem Kuchen geworben wird. Also, Blinker an und ab auf den Parkplatz. So ein Stück Kuchen geht immer!
Der Kuchen ist lecker und ich genieße es, wie der Regenschauer an die Scheiben prasselt. Sofort danach kommt die Sonne zum Vorscheinen und ich tue es ihr gleich. Als der Himmel sich in Fahrtrichtung ein zweites Mal verfinstert, gehe ich kurz in eine der vielen Umkleidekabinen die hier am Straßenrand stehen. Manchmal halten davor auch Busse und Fahrpläne hängen da auch. Mir ist die Sitzgelegenheit dort sehr genehm, da meine Regenhose nicht über die Crossstiefel passt, sondern ich mich dieser kurz entledigen muss, um die Regenhose anzuziehen. Diese Drohung nimmt der Wettergott ernst und ich fahre bis zur Priwall-Fähre in der Sonne. Kaum habe ich in Travemünde wieder festen Boden unter den Füßen holen mich Kindheitserinnerungen ein. Ungefähr 10 Jahre bin ich mit meinen Eltern und meinen beiden Schwestern nach Niendorf in den Urlaub gefahren und eines der Highlights was immer die Radtour nach Travemünde, „da wo die großen Schiffe anlanden“. Ebenso wollte ich immer „so reich“ sein, um einmal im Maritim-Hotel ein Zimmer anmieten zu können. Als ich heute vor dem Hochhaus aus den 70igern stehe, reizt mich das in etwa genauso viel, wie es die Kreuzfahrtschiffe vorhin getan haben: Gar nicht!! Trotzdem, eben ein Kindheitstraum.
Entlang der Brodener Steilufers fahre ich nun nach Niendorf, wo ich kurz im Hafen einen Halt einlege und mit meiner Schwester -per WhatsApp- das beliebte Spiel „Wo bin ich“ spiele. Ich schicke ihr ein Foto und sie darf raten, wo ich bin.
Immer noch fahre ich im Regenzeug entlang der Lübecker Bucht. Durch Niendorf, Timmendorf und Scharbeutz geht es aber immer nur im Schrittempo, so dass ich beschließe lieber die Umgehungsstraße bzw. die Bundesstraße zu nehmen. Nun hält sich der Regen auch nicht mehr zurück und immer wieder sehe ich -in den sonnigen Pausen- einen Regenbogen, meist im Rückspiegel.
Es geht vorbei an Fehmarn im Regen, nach Laboe zum Marine Ehrenmal. Direkt am Strand steht ein hoher Turm und davor ein U-Boot Das Marine-Ehrenmal in Laboe ist als Gedenkstätte für die im Ersten Weltkrieg gefallenen deutschen Marinesoldaten 1927-1936 errichtet worden. Später kam das Gedenken an die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Angehörigen der Kriegsmarine hinzu. Seit der Übernahme durch den Deutschen Marinebund am 30. Mai 1954 erinnert das Ehrenmal an die auf den Meeren gebliebenen Seeleute aller Nationen und mahnt eine friedliche Seefahrt auf freien Meeren an.
Zusammen mit dem nahegelegenen Museums-U-Boot U 995 zieht das Laboer Ehrenmal zahlreiche Besucher an. Ich war auch schon mehrmals hier, das letzte Mal ist aber auch schon ein paar Jahre her. Die Treppen nach oben verkneife ich mir in den Motorradsachen!
Weiter geht es durch Kiel, das ich aber auf Umgehungsstraßen umfahre, da ich alle zwei Jahre hier für eine Woche zu einem berufsbedingten Seminar wohne! In Juni ist es wieder soweit!
Zur Querung des Nord-Ostsee-Kanals nutze ich die Brücke direkt hinter Kiel Holtenau! Nur ein Schiff sehe ich dort unten fahren.
Es wird langsam spät und wirklich Lust noch viel weiter zu fahren habe ich auch nicht, also versuche ich mein Glück in zwei Pensionen in Eckernförde. Bbei der ersten macht erst gar keiner auf, obwohl ich Licht im Haus gesehen habe und an der Straße das grüne Schilde mit „Zimmer frei“ hängt. Noch besser ergeht es mir an der zweiten Pension: Auf mein Klingen folgt ein herrisches männliches „Was iss“ aus der Sprechanlage! Ich suche ein Zimmer für eine Nacht, äußere ich mein Anliegen. Als dann eine Damen erscheint, guckt sie erst mich und dann mein Motorrad an und sagt mir dann, sie habe kein Zimmer mehr. „Dann muss ich halt woanders die Einrichtung zertrümmern“, ist meine Antwort. Der alten Dame „den Kopf zu waschen“ dürfte nur ihre Vorurteile bestärken und so lasse ich sie einfach da stehen und ich fahre los ….. gut das die da in Eckernförde nicht überall Radarfallen haben... ich gebe wütend Gas.
Das ist mir schon lange nicht mehr passiert. Ich erinnere mich an das freundliche Hotel in Kappeln was gar nicht weit weg ist und wo ich schon einmal genächtigt habe. Ich komme an einem Hinweisschild „Damp“ vorbei und erinnere mich an den Hotelbau (Bausünde der 80er Jahre), an dem ich schon mehrfach vorbei gesegelt bin. Vielleicht gibt es da ja doch noch ein Zimmer. Doch schon in nach der Ortseinfahrt gibt es hier ein Verbotsschild für Motorräder!! Michael, da sollten wir mal den Kurdirektor oder den Hotelbetreiber im Namen des Bundesverbandes der Motorradfahrer e.V. (BVDM e.V.) anschreiben und fragen, was sie sich davon versprechen!!! Also wieder kehrt und nun ohne anzuhaltennach Kappeln, in die Gastwirtschaft und Hotel, wo die Fernsehserien „Der Landarzt“ gedreht wurde. Hier vermietet man auch an „Randgruppen“. Ich bekomme ein gutes und günstiges Zimmer und esse noch eine leckere Scholle Finkenwerder Art. Sogar einen Single-Malt-Whiskey haben sie hier. Fisch muss schwimmen!
Die junge Bedienung spricht mich auf mein Motorrad an und fragt nach dem woher und wohin und es stellt sich heraus, dass sie selbst Motorrad fährt. Sie will die Internetseite meiner Fahrt haben und will mich auf Facebook suchen (Hallo und Willkommen hier! ;-) ) Übrigens die erste Motorradfahrerin auf dieser Tour, die mich penetrant siezt! ( Habe ich heute morgen mit Panny noch drüber philosopiert.... ;-) Ich spreche sie darauf an und sie sagt, hier im Hause muss sie die Gäste siezen.... o.k. So ist das wohl in der Gastronomie … manchmal!
Nach einem längeren Gespräch, sie reinigt mittlerweile die Zapfanlage gehe ich, als letzter Gast auch. „Rechnung bitte aus Zimmer“, fällt mir noch beim rausgehen ein vorzuschlagen! ;-)
Und schon ist der 12.Tag meiner Reise um! Heute gab es nur eine Spende. Hans Hellmuth hat auf die Bezahlung des Bieres verzichtet, das wir gestern getrunken haben... da tu ich mal 10,-EUR auf das „Spendenkonto“. Ich bin es ja nicht, der hier Geld versucht zu sparen bzw. Vorteile aus „der Sache“ ziehen möchte!
Nun wird es Zeit für die Nacht!
Aktueller Spendenstand übrigens 911,-EUR!!!! Ihr seid super!