Nachtrag:
So, erst einmal ein Nachtrag zu gestern: Als ich in der Anfahrt auf Burghausen war, gucke ich bei vielleicht 30km/h kurz auf das Navigationsgerät. Als ich wieder hoch sehe, bremst der vor mir fahrende Kleintransporter zum links abbiegen und ich schaffe es nicht mehr, ganz zum stehen zu kommen... ausweichen ebenfalls nicht ! Peng, .... da erwische ich den Wagen mit ca. 20km/h noch am linken Rücklicht und kippe um. Nun ist es passiert, nach 31 Jahren ohne selbstverschuldeten Unfall, habe ich nun auch einen Unfall produziert. Nichts Schlimmes, ich bin unverletzt und das Motorrad läuft auch noch, aber der „Schnabel“ der GS ist gesplittert und was schlimmer ist, das Scheinwerferglas ist zerbrochen! Nach einem entspannten Gespräch mit dem Fahrer des Kleintransporters, er sieh das ganz cool „Ist ja ein Firmenwagen und ist ja nicht wirklich viel passiert“ gebe ich Ihm meine Versicherungungsdaten und setze dann meine Fahrt fort und es hört sogar auf zu regnen.
….. warum ich das gestern nicht geschrieben habe???? Na, Ihr könnt es euch denken, hab mich natürlich ein wenig geschämt, aber über Nacht habe ich beschlossen euch das nicht zu verheimlichen! Ehrlich währt am längsten! ;-) Außerdem hätte ja auch noch irgendwas größeres sein können und ich hätte die Fahrt nicht fortsetzen können.
Nun weiß ich aber wie es weiter geht: Ich habe mir schon für Übermorgen früh einen Scheinwerfer nach Regensburg bestellt. Lagermäßig ist dieser im näheren Umkreis nicht vorrätig! Somit werde ich heute nicht an der Grenze nächtigen, sondern in das, von der Grenze 80km entfernte Regensburg fahren und dort bei dem BMW-Motorradhaus übermorgen früh den Scheinwerfer abholen und einbauen. Den vorne scharfkantig gesplitterten Schnabel habe ich kurzerhand gerade abgesägt. Er hat ja nicht wirklich einen Funktion, darunter gibt es ja noch ein Spritzschutz. Die Ecken schön entgratet und mit gewebeverstärtem Panzertape (Klebeband) die Schnittstelle „verkleidet“. Das Klebeband habe ich seit 10 Jahren immer dabei und brauche es nun das erste Mal!
Ich ärgere mich sicher selbst am meisten darüber, dass das passiert ist und will auch gar nicht mehr drüber diskutieren! Passiert ist passiert! Dafür ist man versichert! Gesund bin ich, das ist das wichtigste und so wie es aussieht bin ich übermorgen Nachmittag wieder ganz normal unterwegs und werde bei Thomas in Stützengrün schlafen! (Freue mich schon auf diesen Abend!) Für heute Abend ist sowieso eine Hotelübernachtung geplant gewesen!
BITTE, keine Kommentare wie, „Wie kann man bei so einem Wetter überhaupt fahren“, oder ähnliches. Es war weder beim schnellen fahren, noch irgendwie leichtsinnig. Einfach mal kurz abgelenkt gewesen. Ich werde auf solche Einträge hier nicht reagieren! Ich hoffe dafür auf euer Verständnis!
Wer allerdings einen Schnabel einer GS zuhause hat, der darf mir gerne ne Nachricht schicken, da hab ich gerade Bedarf! ;-)
Mein Dank gilt der lieben Ute, die mit mir „mal eben“ zum BMW-Händler gefahren ist! Danke für Deine Hilfe!
XXX So, Nachtrag EndeXXXX
Um es vorweg zu nehmen, ich bin heute 330 Kilometer gefahren und ich und das Motorrad funktionieren einwandfrei. Nur eben am Scheinwerfer ist das Gals gesplittert.
Aber nun von vorne: Ute muss heute erst um 09:00Uhr in Ihre Praxis und so gibt es wieder ein leckeres Frühstück (beld passt wirklich die Hose nicht mehr! Markus, danke das Du für mich die Kaloriene zählst! ;-)
Um 08:45Uhr geht es dann los: Immer nach Norden. Ich komme wieder in das Tal des Inns und folge diesem Fluss der hier auch die Grenze zu Österreich bildet.
Ca. 50km vor Passau besuche ich in Ering das Bayerisch-Oberösterreichisches Infozentrum Europareservat Unterer Inn. Interessant finde ich, das es hier sogar Seeadler gibt. Die Ausstellung ist ganz informativ, und mit Marianne wäre ich hier nicht so schnell weiter gefahren. Sie kann mir immer wieder viel „in Sachen Natur“ erklären. Mein Motorrad vor dem Infozentrum erweckt Aufsehen und ich komme mit der Leiterin des Zentrums ins Gespräch. Kurzerhand biete ich Ihr einen vorgefertigten Presseflyer an. Sie macht noch ein Foto dazu und so kann sie an die örtliche Presse eine Info weitergeben. „Bernd Degwer, ein Motorradfahrer auf dem Weg rund um Deutschland macht auch Halt am Informationszentrum ….. „ so oder ähnlich wird es wohl bald in der Zeitung stehen. Ich würde mich über einen „Pressenachweis“ per Email freuen!
In Passau fahre ich in der Altstadt fast bis an den Zusammenfluss von Inn und Donau! Der Weg ist wegen des Hochwassers für Fußgänger gesperrt, aber ich laufe ja nicht. Kurz vor den „Fluten“ des Inns stelle ich das Motorrad ab. Zwei Radfahrer parken neben mir. Als ich ihn bitte von mir ein Foto vor dem Fluss zu machen kommen wir über die Aufkleber an meinem Motorrad ins Gespräch! Er erzählt mir, dass er auch Motorrad fährt, aber meist nicht viel mehr als 1000km. Als ich ihm dann sage, dass ich in der letzen Woche 2500km gefahren bin, wird er neugierig und ich erzähle den Sinn und Zweck der Reise. Beide sind schwer beeindruckt und geben mir jeder 10,-EUR. Ich bedanke mich und versenke die Scheine in der Sammeldose. Natürlich bekommen beide eine Visitenkarte mit dieser Internetseite und wahrscheinlich lesen sie heute auch hier mit. Mich würde es freuen!
Nachdem ich den ganzen Morgen dem Inn gefolgt bin geht es jetzt entlang der Dona weiter.
In Obernzell verlasse ich die Donau und fahre weiter Richtung Norden. Ich komme durch Wegscheid um das Dreiländereck Österreich, Tschechien und Deutschland im Pleckensteiner Wald zu erreichen. Dieses Ländereck ist mitten im Wald. Unweit dieses Punktes liegt, direkt an der deutschen Grenze, der Berggasthof Dreisessel. Die Straße zu dem 1333m hoch liegendem Berggasthof wurde wahrscheinlich von einem Motorradfahrer geplane. Kurven … Kurven … Kurven....
Nach 6km stellen sich mir die Nackenhaare hoch. Ein riesiger Parkplatz und davor ein Kassenhäuschen! 1,70EUR für Motorräder soll das parken kosten. Ich frage die Parkplatzaufsicht, ob denn auch ganz bestimmt die Gastronomie geöffnet ist, wenn ich nun hier schon was bezahlen muss..... Dann erkläre ich Ihm den Grund meines Besuches und er winkt mich ohne zu bezahlen durch und erklärt mir, dass ich auch eine „Sondererlaubnis“ habe bis ganz nach oben zum Gasthof zu fahren. Alle anderen parken unten und müssen den 700m (!!) langen und sehr steilen Weg laufen. Auf dem Schild am Ende des Parkplatzes steht ausdrücklich „Befahren nur für Berechtigte“. Ich bin ja nun ein solcher und fahre an mürrisch guckenden Fußgängern grinsend vorbei. Vorsorglich habe ich das Visier des Helmes zu und auch das Sonnenvisier ist unten. Oben will mir der, in der Außengastronomie laufende, Kellner gerade erklären, dass ich hier nichts zu suchen habe und ich solle nur auf den „Ranger“ warten ... da erkläre ich Ihm, das mich der „Ranger“ hoch geschickt hat.
Hier oben auf 1333m ist es extrem frisch und schnell ziehe ich meine Microfaserjacke zusätzlich zur Motorradjacke an. Nach einer kleinen Fotoserie, „“Motorrad vor dem Gasthof“ „Motorrad vor den Drei Sesseln“ , Motorrad vor dem Abgrund“ gehe ich in den Gasthof und esse mir eine Kleinigkeit.
Aber was hat es nun mit den drei Sesseln auf sich. Dazu habe ich folgende Erklärung gefunden:
Das Dreisesselgebiet ist das Grenzgebirge im Dreiländereck von Bayern (Bayerischer Wald), Österreich (Mühlviertel) und Tschechien (Böhmerwald).
Wo diese Länder aneinander stoßen, erhebt sich der Dreisesselsberg. Eindrucksvoll erheben sich die etwa 20 m hohen, übereinandergetürmten Dreisesselfelsen, die über eine steile steinerne Treppe zu erreichen sind. Oben findet man drei steinerne Sitzmulden. Wie, wann und warum die drei steinernen "Sessel" entstanden, ist völlig unbekannt. Einzig die Dreisessel-Sage gibt hier die Antwort.
********Sage:************
Drei Prinzen zogen einst aus, um sich neue Länder zu suchen. Sie sind auf einen Berg gekommen, dessen Form drei Sesseln glich. Dort ließen sie sich nieder, und als sie ringsum die herrlichen Wälder sahen und die saftigen Wiesen, hat es ihnen so gefallen, dass sie beschlossen, hier zubleiben und das Land unter sich zu teilen.
Der eine hat sich das Bayerland genommen, der andere das Böhmerland und der dritte Österreich. Aber sie hatten keine Kronen, und ohne Kronen wollten sie nicht regieren. So sind sie ratlos auf dem hohen Berg gesessen. Da kamen unversehens drei Prinzessinnen, die wegen ihrer außerordentlichen Hässlichkeit aus ihren Heimatländern verbannt worden waren. Jede von ihnen besaß eine Krone, und die schenkten sie den Prinzen.
In ihrer Freude versprachen die jungen Könige den Jungfrauen, sie zu ihren Königinnen zu machen. Sie wurden aber bald wortbrüchig und verwünschten die Prinzessinnen in den Plöckensteinsee. Dort warten die Jungfrauen noch immer auf ihre Erlösung. In jeder Dreikönigsnacht kommen sie zum Dreisesselfelsen und klagen um ihre verlorenen Kronen.
*****Sage Ende *****************
Nun geht es wieder hinab vom Berg. Beim „Ranger“ halte ich kurz an, danke für seine Gastfreundschaft und erzähle, dass ich für „seinen“ Berg Werbung machen werde! ...was hiermit geschehen ist. Wer in der Nähe ist, sollte sich das nicht entgehen lassen, die Aussicht ist fantastisch, wenn auch der Wald an der gesamten Bergkuppe ziemlich tod aussieht, was es aber wieder interessant macht. Wahrscheinlich hat hier ein Sturm gewütet und die Bäume haben sich bei dem rauhen Klima nicht mehr erholt.
Nebenbei sei erwähnt, das ich immer wieder die Gabel, die Simmeringe und das gesamte vordere Motorrad checke, ob nicht doch irgendwas anderes noch kaputt ist. Nicht einmal die Bremsen schleifen, was ich anfangs alle 5km geprüft habe! Also, Glück im Unglück! Mein Freund Andreas, bietet mir im Laufe des Tages sogar an, dass er, wenn meine GS nicht mehr laufen sollte, er mir seine Maschine mit einem Transporter vorbei bringt und er meine mit zurück nimmt. Auch Gerry, den ich als erstes um technischen Rat gefragt habe, bietet mir "alle benötigte Hilfe" an. Ihr seid toll und ich bin froh solche Menschen zu kennen! ich danke euch!
Doch nun weiter im Tagesablauf: Den Berg hinab fahre ich mit einem, oben kennen gelernten, Mountainbiker der sich mir gegenüber zumindest bergab, keine Blöße geben möchte. Ich würde ziemlich frieren in der kurze Hose und dem dünnen Shirt, das er nur trägt, immerhin sind oben maximal 8 Grad!! Er hat halt Gewichtsvorteile in den Kurven ---- und Mut! Mein ganzer Respekt gehört ihm! Auf einer langen Geraden wird mir das Spiel dann zu blöd und zu gefährlich: Ich winke ihm zu Abschied! Unten ist es gleich wieder richtig warm und meistens scheint heute die Sonne.
Nun muss ich ja nach Regensburg. Ich fahre bis zur Donau und folge dann dem Fluß nach Norden. In die andere Richtung bin ich ja von Passau aus der Donau ja schon einmal gefolgt, bis nach Rumänien und dort sogar bis ins Donaudelta am schwarzen Meer. Aber hier bin ich noch nie gefahren. Sehr schöne Gegend hier, ich mache eine Menge Pausen, da wo es sich anbietet gerne am Ufer des Flusses! Immer wieder stelle ich heute fest, Deutschland hat doch schöne Ecken und die Eine oder Andere werde ich sicher demnächst mit Marianne mal durchwandern, beschließen wir heute beim telefonieren!
In Regensburg fahre ich dann als erstes zum BMW-Händler. Hier ist man sich sicher, das mein Scheinwerfer morgen kommt. Gerne will man mich mit Werkzeug unterstützen, wenn ich morgen den Scheinwerfer wechseln will. Zwischenzeitlich habe ich mit der Versicherung telefoniert und die nette Dame erklärt mir, das ich doch eine Teilkaskoversicherung habe und Glasbruch versichert ist. Somit trage ich nur den Eigenanteil von 150,-EUR ! Die Dame fragt noch einmal nach, ob ich den Scheinwerfer selbst montieren will. Als ich das bejahe, sagt sie mir noch, dass ich dann aber nicht vergessen soll, meinen Arbeitsaufwand mit einer Pauschalen der Versicherung in Rechnung zu stellen. Alles wird gut merke ich! :-)
Abends gehe ich dann noch in Regensburg in die Altstadt und sitze lange an der viel zu vollen Donau an der „Steinernen Brücke“ . Der Regen der letzten Tage fließt hier immer noch vorbei! Allerdings bei tollem Sonnenschein.
Sobald die Sonne weg ist, gehe ich ins Hotel um dies Zeilen zu schreiben und den Tag danach zu beenden!
KEIN Essen heut Abend , ich hab ja noch Reserven von den letzten Tagen! ;-)